über 40, aber dennoch holt die Kindheit mich immer wiedere ein...

Hallo,

ich bin ehrlich gesagt nicht so sicher, wohin dieser Beitrag gehört. da es sich aber meines Erachtens alles in allem um familiäre Dinge handelt, bzw. der Ursprung wohl dort zu finden ist, schreibe ich es mal hier.

Ich weiß gar nicht, wie und wo ich anfangen soll. Ich hoffe es wird nicht zu lang, so dass auch noch jemand sich die Mühe machen wird, alles zu lesen.

Im Grunde könnte/müßte ich glücklich und zufrieden sein. Ja, es geht mir gut, nüchtern betrachtet. Ich habe einen tollen zuverlässigen Mann, drei tolle Kinder, finanziell ist auch alles ok.

Wenn, ja wenn ich mir nicht immer selber dazwischen stehen würde: Ich schaffe es einfach nicht, mich vollkommen auf jemanden zu verlassen, ich kann furchtbar schecht Gefühle zeigen und annehmen, ich denek ständig, dass mich sowieso keiner mag und liebt, ich fahre in solchen Stuationen auch leicht mal aus der Haut, leider. Auch fällt es mich fruchtbar schwer, über Probleme zu sprechen, Fehler zuzugeben, etc. Ich will jetzt nicht auf kleinste Details eingehen, aber in der Familie ist das alles schon eine Belastung. Es merkt und spürt ja auch jeder, dass mit mir "was nicht stimmt". Mir fehlt einfach die Lebensfreude. Aber man kommt eben ja auch nicht an mich dran....

Nach außen hin schaffe ich es, eine perfekte Fassade aufrecht zu erhalten, dort wirke ich auf andere selbtbewußt, gut drauf, "die hat alles im Griff", etc. Aber es sieht eben nur so aus.

Auch bezl. der Erkenntnis,über mich selber, hat es sehr lange gedauert, bis ich mir das selber überhaupt eingestehen kann und konnte. Bislang trage ich das auch selber mit mir rum.

Natürlich mache ich mir Gedanken, warum das alles so ist. Viele meiner Eigenschaften habe ich schon seit langer Zeit. Und es sind auch schon viele Beziehungen kaputt gegangen, wo ich meine, dass die Ursachen doch auch zu großem Teil in meiner Art liegen.

Nun fragt man sich natürlich woran das liegen kann. Ich weiß es nicht wirklich, aber ich vermute, dass sich dieses ganze Verhalten in meiner Kindheit begründet.

Meine Eltern haben sich schon sehr früh scheiden lassen. Es hat insgesamt viel Stress mit meinem Vater gegeben. Er hat meine Mutter geschlagen, nach der Trennung gab es dann jahrelange Sorgerchtsstreitigkeiten, die ich natürlich auch mitbekam. Ich wurde auch von meinem Vater ohne vorherige Absprache einfach für länger Zeit mitgenommen, meine Mutter wußte dann nicht, wo ich war. Ich habe aber auch gespürt, das es meinem Vater bei allem lediglich darum ging, meine Mutter zu treffen und zu verletzen, ich war lediglich der Spielball dazu.

Meine Mutter habe ich, ob wohl sie so immer gut zu mir war, mir auch viel ermöglicht hat, immer als sehr herschend, kühl und bestimmend empfunden. Mir ist bei jeder Kleinigkeit, die ich gerne mal machen wollte o.ä. die aber nicht genau ihren persönlichen Vorstellungen entsprach der Satz " das kommt aber gar nicht in Frage" im Kopf. Irgenwie kam nie was in Frage. Oft habe ich mich gar nicht mehr getraut, um etwas zu bitten oder was zu erzählen, es "kam ja sowieso nicht in Frage, Punkt!" Ich habe schon damals alles in mich reingefressen, weil ich nicht wußte wohin damit.

Mit 18 hatte ich eine Phase, in der ich mich sehr stark runtergehungert habe, sicher kurz vor der Magersucht /Bulimie stand oder das auch schon hatte. Ich habe sogar, damit meien Mutter es nicht findet oder bemerkt in Plastiktüten erbrochen, die dann in meinem Zimmer versteckt und entsorgt, wenn sie nicht da war. Na ja, irgendwann fand sie dann doch mal was. Reaktion war lediglich, dass sie mich sozusagen ausschimpfte und wieder zu ihrem Tagesablauf überging. Zum Glück habe ich bzgl. der Bulimiegeschichte, die Kurve selber wieder bekommen. Als meine Tage ausblieben, da wurde ich dann panisch und hab nachgedacht und es zum Glück geschafft, alleine wieder damit auszuhören. Bis heute auch erfolgreich.

Ich hatte immer das Gefühl, meiner Mutter sei alles egal. Und Hauptsache es macht keine Arbeit oder ist nicht anstrengend. Selbt wenn man krank war kam als Aussage am ehesten "Ach, was ist das wieder für ein Theater". Kein "Ach, wie geht es dir, wie fühlst Du Dich" oder so. Klar brachte sie mich zum Arzt. Aber auch nur das. Liebe, Wärme, Zuneigung habe ich nie gespürt. Das tue ich bei ihr auch heute noch nicht.

Das sind so die groben Fakten. ich könnte noch unzählige Dinge schreiben, aber das sprengt den Rahmen.

Wie soll ich damit bloß umgehen. Ich weiß ja auch nicht, ob meine Defizite an dem allen liegen.

Ich habe überlegt, ob es Sinn macht, diese Kinderheitserlebnisse psychologisch aufzuarbeiten. Aber wie würde man sowas denn anstellen. Ein Arzt glaubt doch, ich spinne, ich wirke ja nach außen komlett anders/normal. Und dann ist hier auch alles so dörflich, ich mag damit nicht zu unserer Hausärztin gehen, wo jeder jeden kennt. Ich habe schon überlegt, mir einen praktischen Arzt in den nächsten etwas größeren Ort zu suchen.

Sorry, ich mußte das alles einfach mal loswerden. Wenn mir jemand irgenwas raten kann, dann würde mich das wirklich sehr freuen.

LG
klaxx

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Hallo

<<Ich habe überlegt, ob es Sinn macht, diese Kinderheitserlebnisse psychologisch aufzuarbeiten. <<

Dazu würde ich dir raten.Verletzungen aus der Kindheit können immer wieder hochkommen und das Leben beeinträchtigen.

L.G.

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Ich kann dir garantieren, dass der Psychologe mit Sicherheit nicht denken wird, dass du irgendwie übertreibst, blöd bist oder weiß der Geier was...

Ich rate dir dringend zu einer Therapie. Ich kenne sehr viele Menschen, die nach außen hin völlig "normal" und zufrieden wirkten und innerlich war vieles völlig falsch gepolt. Sie alle haben mit Hilfe eines Psychologen ihre Sicht ändern können und sind heutzutage, bis auf Alltagssorgen, die jeder hat, wirklich zufrieden und wirken nicht nur so...

Dein Hausarzt wird dir meist Tipps geben können, wohin du dich wenden kannst. Häufig bekommt man dann ein paar Namen genannt, die speziell auf dein Problem gut eingehen können. Für mich klingt es so, als ob du in der Tiefenpsychologie (Aufarbeitung der Vergangenheit, u.a. viel Kindheit und Jugend) am besten aufgehoben bist. Allerdings bin ich kein Arzt... Der wird dir das ganz genau sagen können.

Alles Gute!

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Hallo!

Also einen Psychologen aufzusuchen halte ich für das aller Beste.
Meine Freundin geht auch regelmäßig seit 1-2 Jahren zu einer netten Psychologin und arbeitet ihre Vergangenheit, aber auch ihrer Gegenwart auf. Ihr bringt das sehr viel.
Ich würde einfach mal einen anrufen.

LG Sonja

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Ich kann gut nachempfinden, was mit dir los ist. Ging mir eine zeitlang ähnlich und ich war auch in psychologischer Behandlung. Leider hat die Dame so gar nicht verstanden, was mein Problem war. "Sieht doch alles gut aus bei Ihnen!"

Ja, sah aber eben auch nur nach außen so aus.

Du schreibst, du bist über 40. Dann sind wir beide eine Generation. Mich hat damals eine Erkenntnis wie ein Blitz getroffen. Der Begriff "Kriegsenkel". Schon mal gehört?

Kriegstraumata können bis weit in die übernächste Generation nachwirken. Google mal nach dem Begriff und den Erklärungen dazu. Es gibt gutes Lesematerial dazu. Das hat mir und witzigerweise meinen Cousinen und Cousins sehr geholfen, einfach zu verstehen, warum unsere Eltern so sind wie sie sind und was das für Auswirkungen für uns hatte.

Wenn es dir zunächst unangenehm ist, zu einer Therapie zu gehen, dann empfehle ich dir diese Literatur unbedingt. Vielleicht wird dir dadurch auch schon Vieles klarer. Mir hat dann noch eine Kur geholfen und ich war fast ein neuer Mensch.

Denn ich habe gelernt, dass ich mich und meine Bedürfnisse wichtig nehmen darf, dass ich nicht perfekt bin und auch niemals sein kann. Dass ich mich von meinen Eltern lösen darf, wie überhaupt von allem, dass mir nicht gut tut.

Ich wünsche dir viel Glück!
Und bei Bedarf gerne weiter per persönlicher Nachricht.

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Wow, sehr interessant. Das könnte auch auf meine Mutter zutreffen und würde mir manches erklären. Sie ist zwar 4 Jahre älter als der angegebene Rahmen, aber ich glaube, das passt trotzdem noch.

http://www.zdf.de/ML-mona-lisa/Licht-ins-Dunkel-der-Vergangenheit-30169726.html

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Du brauchst keinen anderen praktischen Arzt.

Rufe einfach alle Psychotherapeuten (halte ich für sinnvoller als Psychologen) in erreichbarer Umgebung an und versuche, einen Termin zu bekommen.

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Hallo klaxx ;-),

auch wenn Du im Moment nix Positives sehen kannst - ICH kann es bei Dir, denn Du bist bereits einige Schritte voran gekommen als die allermeisten in Deiner "Lage".
Soll heißen: Du hast Dich selber & Dein Verhalten bereits ganz toll beschrieben - denn das zeigt, dass Du Dich reflektierst & ich kenne Mittlerweile einige Menschen, die dieses Verhalten an den Tag legen, die genau DAS nicht sehen & wenn man Ihnen über Sie so berichtet, dann ist man die Böse.

Also, Du hast bereits Selbsterkenntnis & Du möchtest etwas ändern - woher Dein Verhalten kommt, hast Du schon sehr gut selbst herausgearbeitet - DAS kann für Dich wirklich nur Gutes bedeuten. Ich freue mich wirklich sehr für Dich, denn ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass es das AUCH gibt.

Somit ist Dein Weg nun klar - mach eine Thera & gehe OHNE Erwartungshaltung da ran - nur so kannst Du wirklich etwas erreichen/verändern.

Ich wünsche Dir Alles Gute!

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Hallo,

"Ich habe überlegt, ob es Sinn macht, diese Kinderheitserlebnisse psychologisch aufzuarbeiten."

Ja, mach das auf jeden Fall, für mich klingt das nach Depressionen, hier hilft auf jeden Fall eine gesprächstherapie.... Es ist einfacher mit Jemand fremden über sich und die eigene Gefühle zu sprechen, als mit Freunden und Verwandten, da diese erstens nicht subjektiv düsend und zweitens total überfodertvsein werden Überdosis viel Offenheit.

Ich wünsch dir Alex gute

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Blödes iPad hier die Übersetzung

"nd fremden über sich und die eigene Gefühle zu sprechen, als mit Freunden und Verwandten, da diese erstens nicht subjektiv düsend und zweitens total überfodertvsein werden Überdosis viel Offenheit.

Ich wünsch dir Alex gute"

...........nicht subjektiv sind.......überfordert sein werden über soviel ......

Ich wünsch dir alles gute

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>>>nicht subjektiv sind.......überfordert sein werden über soviel ......<<<

Wäre auch relativ sinnlos, darüber mit Freunden oder Verwandten zu sprechen. Mit diffusen Schmerzen oder Beschwerden im Körper gehe ich auch nicht zu Freunden oder Verwandten sondern zu einem Fachmann.

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Hi,

dein Text hätte von mir sein können - mit ein paar kleinen unterschieden...
Meine Eltern sind nicht geschieden und ich habe nur zwei Kinder, der Rest ist wie bei dir...zusätzlich haben meine Eltern mich allerdings noch bis ins Jugendalter geschlagen...bis vor ein paar Wochen bin ich eigentlich gut mit all dem klargekommen...dann habe ich bei Stern tv einen Bericht über misshandelte Kinder gesehen und seitdem ist bei mir irgendwie alles anders...ich wusste schon immer, dass das was meine Eltern sowohl physisch, als auch psychisch mit mir gemacht haben, nicht normal war, aber in dem Moment ist mir erst bewusst geworden: das waren Misshandlungen. Ich weiß im Moment garnicht so wirklich, wie ich damit umgehen soll, denn wir wohnen auch noch auf einem gemeinsamen Grundstück und zu meinen Kindern sind sie wirklich sehr liebevoll und aufmerksam.
Ich war bei meiner Ärztin und wusste schon vorher, dass sie mir raten wird eine Therapie zu machen. Ich habe auch nicht zum ersten mal darüber nachgedacht ( nicht nur wegen der Vergangenheit mit meinen Eltern ) diesen Weg zu gehen. Alleine dieses Gespräch mit ihr hat mich so sehr gestärkt, dass ich früher oder später diesen Weg gehen werde.
Ich möchte niemals so kalt und lieblos zu meinen Kindern sein, wie meine Eltern es zu mir sind und waren - und genau deshalb denke ich, dass mir eine Therapie helfen wird. Vielleicht kann ich dort auch lernen, ihnen endlich komplett zu verzeihen, denn sie sind wirklich tolle Oma und Opa...

Ich würde es an deiner Stelle einfach ausprobieren - schaden kann es ja auf keinen Fall ;-)...

Lg und alles gute!

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Ich bin gerade etwas geschockt über das, was ich da lese.

Bei mir ist es so, dass mich meine Familie richtig krank und depressiv gemacht hat. Als es Auswirkungen auf meine Ehe und meine eigenen Töchter genommen hat, hab ich die Notbremse gezogen. Eine Kur und eine Therapie sowie Umzug und damit Abstand von der Familie brachten uns Linderung.

Meine Oma hat den Krieg erlebt. Meine Mutter ist 50, sie hat sich immer bei mir beschwert, was Oma ihr antut, im Endeffekt hat sie aber das Gleiche mit mir gemacht.

Man kann es nicht beschreiben.

Mittlerweile geht es mir ganz gut. Ich bin lange nicht mehr depressiv, aber ich muss sehr auf mich und meine Gesundheit acht geben. Zu viel Kontakt zur Familie tut mir nicht gut.